Skip to main content

Die 6 besten Methoden um Haare im Gesicht zu entfernen

So oder so ähnlich lauten die Überschriften, die jedes Jahr kurz vorm Sommer in diversen Frauenzeitschriften zu lesen sind. Solche Titel machen mich berufsbedingt neugierig.

Schließlich ist die Entfernung von Gesichts- und Körperbehaarung mein Tagesgeschäft. Also suche ich zunächst nach der Auflistung der 6 "besten" Methoden.

  1. Haare rasieren
  2. Haare epilieren
  3. Haare mit Sugaring entfernen
  4. Haare mit Enthaarungscreme entfernen
  5. Haare blondieren
  6. Haare lasern lassen

Und schon stelle ich mir die Frage: "Und was ist mit der Elektroepilation?"

Vergessen?

Das kann ich mir kaum vorstellen. Inzwischen dürfte auch dem letzten Redakteur nicht entgangen sein, dass es auch noch die Elektroepilation/Nadelepilation gibt, die darüber hinaus die allerbeste Haarentfernungsmethode überhaupt ist. Warum? Weil sie auch das schafft, wo andere Methoden scheitern. Die Elektroepilation funktioniert nämlich bei allen Haar- und Hautfarben und noch dazu wirklich dauerhaft. Also das was die meisten Menschen unter dauerhaft verstehen: endgültig!

Aber beschäftigen wir uns mit den genannten Haarentfernungsmethoden. Das ist auch nicht ganz unspannend, da einige Methoden das Problem oft noch verschlimmern oder überhaupt erst ein richtiges Problem daraus wird. Woher ich das weiß? Jahrelange Erfahrung mit Kunden, die die o. g. Methoden fast allesamt hinter sich hatten, bevor sie - inzwischen verzweifelt - bei mir angerufen haben.

Die Überschrift müsste richtigerweise lauten:

Die 6 besten Methoden um Haare im Gesicht zu entfernen und ihre Folgen oder Denn sie wissen nicht was sie tun!

1. Haare rasieren

Das kommt für viele oft gar nicht in Frage, weil der Volksmund sagt, dass der Haarwuchs durchs rasieren schlimmer wird. Fakt ist, dass die feine Spitze der Haare abgeschnitten wird und das verbliebene Haar sich stachelig anfühlt. Wer dicke Borsten im Gesicht hat, weiß was ich meine. Das fühlt sich nicht gut an und man schabt mit dem Rasierer solange über die Haut bis man möglichst keine Stoppeln mehr spürt. Das ist dann allerdings nicht mehr so gut für die Haut. Über kurz oder lang kommt es dann auch noch zu Entzündungen und eingewachsenen Haaren. Das sieht noch schlimmer aus als vorher.

2. Haare epilieren
3. Haare mit Sugaring entfernen

Die zwei Punkte fasse ich mal zusammen. In diese Kategorie fällt übrigens auch Waxing, die Enthaarung mit der Fadentechnik und natürlich die gute alte Pinzette.

Wenn Kundinnen zu mir zum Erstgespräch kommen und eine Vorgeschichte mit diesen Haarentfernungsmethoden haben, endet der Termin immer in der Erkenntnis "Ach hätte ich nur niemals damit angefangen." Und nicht selten laufen Tränen über das malträtierte und haarige Gesicht. Aber was genau passiert mit der Haut und den Haaren, wenn man die Haare, die oft anfangs noch nur Härchen sind, ständig aus dem Haarfollikel herausreißt?

Tatsächlich passieren gleich mehrere Dinge. Einerseits regt dieses exzessive Herausreißen der Haare die Durchblutung an, weil nämlich eine Verletzung im Follikel entstanden ist. Jede Verletzung regt den körpereigenen Wundheilungsprozess an, das heißt, das Gewebe wird auch besser durchblutet. In Folge reagieren die Keratinozyten mit einer beschleunigten Zellteilung, leider beschränkt sich das nicht nur auf die mittelbar betroffene Region, sondern auch auf angrenzende Regionen. Der Haarwuchs wird stärker, kein Prozess der über Nacht passiert, sondern über Jahre. Irgendwann ist das ehemalige Problemchen ein ausgewachsenes Problem.

Aber noch viel schlimmer sind die dadurch entstandenen Hautschäden. Vernarbungen im Haarfollikel sind dabei noch die harmloseste Auswirkung. Entzündungen, eingewachsene Haare, Hyperpigmentierungen, Vernarbungen auf der Hautoberfläche bis hin zu Ödembildungen sind sehr viel schwerwiegender. Mehr dazu unter: Tweezers are a girl's best friend

4. Haare mit Enthaarungscreme entfernen oder
5. Haare blondieren

Hier gibt es nicht viel zu sagen, Chemie halt. Bei der Enthaarungscreme löst die Thioglycolsäure das Keratin der Haare auf. Die Hornzellen (= Keratin) der Haut werden ebenfalls von der Thioglycolsäure angegriffen. Auf Dauer angewendet kann das zu einer Verhornung der Epidermis führen. (An meine Freunde: Ja, ich weiß dass der Schwefelgehalt differiert. Aber darum geht es gerade nicht, darüber können wir uns gerne zu einem anderen Zeitpunkt unterhalten.)

Bei Blondierungen wird meistens Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel verwendet. Das Ziel ist die Melaninstruktur anzugreifen. Bei feinen Haaren geht das meist relativ schnell und gut, aber bei dickeren Haaren braucht es schon länger und dann bleibt eine Schädigung der Haut auch oft nicht aus. Insbesondere wenn man es übertreibt, die Härchen zu häufig blondiert, die Blondierung zu lange auf der Haut lässt oder anschließend andere Produkte aufträgt, die eine Reizung verursachen.

Wasserstoffperoxid wirkt übrigens auch desinfizierend. Schon mal Wasserstoffperoxid auf eine Verletzung gemacht? Das blubbert und macht Bläschen, brennt aber nicht. Ich verwende als Wunddesinfektion aber doch lieber spezielle Präparate aus der Apotheke.

6. Gesichtshaare lasern lassen

Ich habe nichts gegen den Laser, aber die Ergebnisse sind leider oft nicht wie erwartet. Gerade bei jungen Frauen mit feinen, pigmentierten Vellushaaren kommt es häufig zu einem schlimmeren Problem als es vorher war. Besonders oft bei südländischen Hauttypen verstärkt sich der Haarwuchs nach einer Behandlungsserie mit Licht und Laser. Und das ist kein seltenes Phänomen. Es ist auch keine Beobachtung, die nur ich in meiner Praxis erlebe, sondern oft Thema beim Kollegenaustausch.

Ein anderes Phänomen der Lichtepilation ist, dass dicke, dunkle Haare depigmentieren. Dann funktionieren diese Methoden aber nicht mehr, weil das Licht Melanin braucht, und zwar Eumelanin, das schwarz-braune Pigment.

All diesen Kundinnen steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, wenn sie bei mir zum Ersttermin erscheinen. Nicht selten fließen Tränen, weil das ursprüngliche Problem nichts war im Vergleich, zu dem, was daraus wurde.

Und am Ende hilft dann nur noch die gute alte Elektroepilation. Und ja, es braucht dafür dann auch ein wenig Geduld. Denn zaubern kann ich auch nicht.

Ich würde mir wünschen, dass die Frauenzeitschriften, die alljährlich zum bevorstehenden Sommer Artikel über Haarentfernungsmethoden verfassen, auch mal die Elektroepilation ins rechte Licht rücken würden. Wie viel Leid und Kummer würde so mancher Frau erspart bleiben, wenn sie um die möglichen Folgen der ganzen Enthaarungstipps wüsste.

Und wer bis hier gelesen hat oder seine eigene Geschichte wiedererkannt hat oder jemanden kennt, der jemanden kennt, ist herzlich dazu aufgefordert den Beitrag zu teilen.