Blend oder Thermolyse, das ist hier die Frage
Wenn man nach Informationen über die Elektroepilation sucht, stößt man zwangsläufig auch auf irreführende Aussagen. Diesen gehe ich in diesem Artikel auf den Grund.
Die Flut an unsachgemäßen Behauptungen ist enorm, deshalb beschränke ich mich auf die am häufigsten verwendeten Äußerungen. Dazu ein paar Fundstücke aus dem Internet:
- Die Blend-Methode ist langsamer als Thermolyse, pro Haar werden 6 bis 10 Sekunden benötigt. Diese Methode dauert fünfmal länger – und ist somit fünfmal so teuer, da Sie pro Stunde zahlen.
- Das traditionelle Blend benötigt im Durchschnitt etwa zehnmal so lange für einen Impuls wie die Thermolyse
- Blend ist eine Kombination aus Elektrolyse und Thermolyse und ist die einzig wirklich effektive Methode bei kräftigem Bartwuchs.
- Die Blend-Methode hat sich bislang als effektivstes und wirkungsvollstes Verfahren erwiesen.
- Mit der Blend Methode lassen sich auch deformierte Haare entfernen.
- Blendelektrolyse ist bei lockigen Haaren effektiver als Thermolyse. Dies liegt daran, dass die Lauge flüssig ist und so besser in die Kurven gelangt.
- Besonders empfehlenswert ist die Thermolyse bei sensibler Haut.
- Die Thermolyse ist eine sehr schnelle Methode, die jedoch ein hoch konzentriertes Arbeiten und viel Erfahrung erfordert.
Fakt ist, dass die Blend-Methode
etwas länger im Haarfollikel wirken muss als die Thermolyse. Daraus ergibt sich aber definitiv keine fünfmal oder sogar zehnmal längere Behandlungsdauer im Vergleich zur Thermolyse. Der Sinn solcher Aussagen erschließt sich mir in keinster Weise. In meiner Praxis arbeite ich zwar auch vorwiegend mit der Thermolyse, aber das hat ganz persönliche Gründe. Manchmal arbeite ich aber auch mit der Blend-Methode und erziele die gleichen Resultate bei gleichem Zeitaufwand. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich mal die Verlaufsdokumentation der abgebildeten Achselbehaarung an.
Diese beiden Achseln wurden im ersten Durchgang mit unterschiedlichen Methoden (Thermolyse und Blend-Methode) behandelt. Auf Kundenwunsch wurde bei den Folgebehandlungen ausschließlich mit der Blend-Methode gearbeitet.
- 1. Durchgang: Achsel rechts, Thermolyse, 125 Minuten
- 1. Durchgang: Achsel links, Blend-Methode, 116 Minuten
- 2. Durchgang: Achsel rechts, Blend-Methode, 63 Minuten
- 2. Durchgang: Achsel links, Blend-Methode, 60 Minuten
- 3. Durchgang: Achsel rechts und links, Blend-Methode, 55 Minuten
Der Unterschied im zeitlichen Aufwand zwischen beiden Achseln und Methoden beim ersten Durchgang ist marginal. Die Hautreaktionen waren bei der Thermolyse etwas stärker, weshalb der Kunde für die folgenden Behandlungen die Blend-Methode bevorzugte. Die Haarreduktion vom ersten zum zweiten Durchgang war bei beiden Methoden nahezu identisch, damit waren Thermolyse und Blend-Methode gleichermaßen effektiv. Zur Ausgangssituation gibt es noch hinzuzufügen, dass die Haarfollikel zum Teil durch eine in der Vergangenheit sehr schlecht durchgeführte Elektroepilationsbehandlung vernarbt und deformiert waren, was die Insertion der Epilationsnadel erschwerte. In diesen Fällen gilt unabhängig von der Methode eine besonders gute Hautspannung anzulegen, um die Epilationsnadel präzise in der Zielregion zu platzieren. Speziell bei der Blend-Methode ist darauf zu achten, dass entstandene Lauge nicht aufgrund einer falsch positionierten Epilationsnadel am Haarfollikeleingang austritt.
Damit dürfte klar sein, dass die Methode keinen zeitlichen Unterschied ausmacht. Erst recht nicht die fünf- oder zehnfache Behandlungsdauer oder Kosten. Meine Hypothese: Derart absurde Behauptungen stammen von Elektrologisten, die sich nicht näher mit der Blend-Methode befasst haben.
Die Geschwindigkeit bzw. wie viele Haarfollikel eine Elektrologistin oder ein Elektrologist in einer Minute oder Stunde fachgerecht und effektiv behandelt, hängt im wesentlich von der Dauer ab, die für eine korrekte Insertion benötigt wird. Bei der Elektroepilation gilt: Erst die Präzision, dann die Geschwindigkeit. Wer das beherzigt, wird sowohl mit der Thermolyse als auch mit der Blend-Methode gleichermaßen gute und zügige Arbeit leisten. Oder um es mal mit den Worten einer Kollegin zu sagen: „Eine Elektrologistin sollte einige hundert Stunden geübt haben, bevor sie ihren ersten Kunden bedienen darf.“ Und mit meinen Worten füge ich hinzu: „Eine Elektrologistin sollte sich jeden Tag, jede Stunde und jede Minute auf eine präzise Arbeitsweise konzentrieren, wenn sie an Kunden arbeitet.“
Mit dem angegebenen Beispiel sind auch alle anderen Behauptungen widerlegt.
- Beide Methoden sind gleichermaßen effektiv und schnell. (Auch unabhängig von der Haarstärke.)
- Die Thermolyse führt insbesondere bei sensibler Haut eher zu vermehrten Hautreaktionen als die Blend-Methode. (Außer, man schaltet das Gerät nicht ein.)
- Alle Methoden der Elektroepilation erfordern ein hoch konzentriertes Arbeiten. (Es kommt auf die Insertion an, nicht auf die verwendete Methode.)
- Deformierte Haarfollikel können durch eine gute Hautspannung vollständig ausgeglichen werden. (Das gilt auch bei lockigen Haaren.)
Ja und nicht nur dauerhaft, sondern für immer.
Aus einem fachgerecht behandelten Haarfollikel kann lebenslang kein Haar mehr wachsen. Das bedeutet aber nicht, dass eine Behandlung ausreichend ist, um ein Areal haarfrei zu bekommen. Aus den aktiven Haarfollikeln wachsen die Haare zeitlich versetzt und in unterschiedlicher Geschwindigkeit oder das "letzte" Haar ist bereits ausgefallen, bevor das neue Haar sichtbar über der Hautoberfläche erscheint.
Nein.
Epilationsnadeln sind Einwegprodukte und nicht für den Wiedergebrauch bestimmt. Auch aus hygienischer Sicht ist es inakzeptabel diese wiederzuverwenden.
Hinweis: Kunden meiner Praxis können sich darauf verlassen, dass bei jeder Behandlung eine neue, steril verpackte Epilationsnadel verwendet wird. Selbstverständlich finden Sie auch immer einen sauberen und frisch desinfizierten Arbeitsplatz, sowie einen frischen Liegenbezug vor.
Ja. Wird der Haarfollikel fachgerecht mit der Elektroepilation behandelt, kann aus diesem lebenslang kein Haar mehr wachsen, auch hormonell bedingt nicht.
Hormonelle Veränderungen wirken häufig auf die Androgenrezeptoren im Haarfollikel. Das führt dazu, dass Haarfollikel stimuliert werden und sich Vellushaare zu Terminalhaaren verändern. Der Prozess verläuft in der Regel schubweise. Bei einem vorliegenden Hirsutismus aufgrund hormoneller Veränderungen ist deshalb nicht auszuschließen, dass sich im späteren Verlauf bis dahin unauffällige Vellushaare zu Terminalhaaren entwickeln. Aus diesem Grund kann ein erneuter Behandlungsbedarf nötig werden, doch meist erst viele Jahre später.
· Wird die Elektroepilation fach- und sachkundig durchgeführt, sind bleibende Hautschäden so gut wie ausgeschlossen. In den meisten Fällen entstehen Narben durch unsachgemäße Nachbehandlung. Aus diesem Grund lege ich großen Wert auf eine umfassende mündliche und schriftliche Information zur notwendigen Pflege nach der Behandlung.